Indianerschmuck Stilrichtungen
Stilrichtungen und Techniken im Indianerschmuck
Navajo Silberschmiedetechniken
Für den Navajo hat Silberschmuck drei Funktionen: Dekoration, Handelsware und vielleicht die wichtigste, Zurschaustellung von Wohlstand.
Für die Herstellung von Navajo Indianerschmuck sind drei Prinzipien der Navajo Kultur von grundlegender Bedeutung: Einfachheit, Stärke, feine Proportionen.
Wie schon erwähnt, sind die Navajo in erster Linie Silberschmiede sie verwenden jedoch auch Schmucksteine, die sie in verschiedenen Techniken zusammen mit Silber verarbeiten. Bei uns besonders bekannt ist der Türkisschmuck der Navajo Indianer.
Geschmiedetes Silber
Der Silberschmied hämmert und feilt das Silber, bis es die gewünschte Form erreicht hat. Dann werden Muster mit Punzen oder anderen spitzen Werkzeugen eingeprägt bzw. “eingezeichnet”. Anschliessende Oxydation im Schwefelbad unterstreicht durch Schwärzen der Vertiefungen die feinen Linien.
Gegossenes Silber
Der gebräuchliche Ausdruck dafür ist Sandcast. Geschmolzenes Silber wird in eine vorher gefertigte Form aus weichem Vulkan Gestein gegossen. Das erkaltete Werkstück wird anschliessend durch Feilen in seine endgültige Form gebracht. Das Gestein verträgt meist nur 2-3 Abgüsse, denn es muss anderseits ja weich genug sein, damit der Silberschmied die gewünschte Form hineinschnitzen kann. Neudings werden auch andere, haltbarere Materialien, wie z.B. Zement für die Gussform verwendet. Sandcast darf nicht verwechselt werden mit Spincast, einer industriellen Technik, bei der Wachsabgüsse eines Originals in einer Zentrifuge bis zu 1000 mal nachgegossen werden können.
Shadow Box
Wörtlich übersetzt heisst dieser Stil in etwa Schattenschachtel. Die Ränder des Silberbleches werden zum Zentrum des Werkstückes hin hochgezogen, senkrecht weitergeführt und teilweise fest mit dem Shadow Box Boden des Silberbleches verbunden. In diesen Fällen kann Luft eingeschlossen werden und beim Löten das Werkstück sprengen, daher ist diese Technik schwierig zu beherrschen. Am Schluss des Bearbeitungsprozesses wird die Oberfläche der Shadow Box hoch poliert, so das ein starker Kontrast zu dem schwarzen Boden der Box ensteht.
Ship Inlay
Splitter von Schmucksteinen werden unter Zuhilfenahme von Spezialklebstoff in Vertiefungen im Silber eingefügt und dann in vielen Arbeitsgängen gefeilt, geschliffen und poliert bis eine glatte ebene Oberfläche entsteht. Die Vertiefungen im Silber entstehen durch Hämmern oder es werden zwei Silberbleche übereinander gelötet, von denen aus dem oberen das gewünschte Muster ausgesägt wurde ( Overlay Technik ).
Zuni Indianer, die Steinschleifer
Für die Zuni, die ja in erster Linie Steinschleifer (Lapidaries) sind, besitzt das Silber kaum Schönheit für sich allein. Es ist nur das Material, das dem Schmuckstein als “Bühne” dient. Der Stein, besonders der Türkis, ist das dekorative Element und je kunstvoller er verarbeitet ist, desto schöner ist in den Augen der Zuni das Schmuckstück. Typische Elemente im Indianerschmuck der Zuni, die schon seit vielen hundert Jahren Steinexperten sind: kleine Steine (needlepoint, petitpoint), Inlay, Channel und Fetische. Die verwendeten Designs sind, ähnlich wie bei den Navajo, meist ausschliesslich dekorativ einige haben jedoch religiöse Bedeutung. In den 50er Jahren fanden vielfach der Kriegsgott Knife Wing, von den Weissen Thunderbird genannt, sowie der Regenbogenmann Verwendung. Während man heute ebenso eine Vielfalt von Formen benutzt, die in der Umwelt der Zuni vorhanden sind, z.B. der Kolibri oder der sehr populäre Schmetterling.
Kleine Steine
Verschiedene Formen und Grössen, bis unter 1mm werden mit grosser Kunstfertigkeit geschliffen und in verschiedenen Mustern auf einer Silberfläche in eng aneinander gelöteten Fassungen gefasst. Als Needlepoint bezeichnet man die Technik, bei der kleine längliche Steine an beiden Seiten spitz geschliffen, individuell gefasst und in geometrischen Mustern angeordnet werden. Petitpoint ist jede Modifikation von Needlepoint: Oval, Rund, Dreieck, Tropfen.
Inlay
Einlegearbeiten - Edelsteine verschiedener Grösse, auch Splitter, werden eingelegt. Von direct inlay spricht man, wenn Schmucksteine direkt ineinander gelegt werden, also nicht durch Silber miteinander verbunden sind. Beim Channel Inlay werden schmale Streifen aus Silberblech rechtwinklig auf eine Grundplatte aufgelötet, so wird die Fläche mit hochstehenden Stegen in kleine Zellen aufgeteilt. Diese Zellen werden mit Schmucksteinen aufgefüllt, die Anordnung der Zellen und eventuell verschieden farbige Edelsteine bilden die verschiedensten Muster.
Fetische
Sie werden schon seit prähistorischen Zeiten von den Indianern als Zeremonieobjekte benutzt. Den Stämmen des Südwestens, insbesondere den Zuni, dienen Tierimitationen, die aus den verschiedenen Schmucksteinen geschnitzt werden, als Glücksbringer für Jagd und Ernte. Sie werden in Fetischschalen aufbewahrt und mit Türkis oder anderen “Speisen” gefüttert. Fetische werden jedoch auch oft als Schmuck verwendet. In diesem Fall sind sie meist sehr klein, werden durchbohrt, auf Schnüre gezogen und als Halskette getragen, dann haben sie jedoch keine religiöse Bedeutung.
Hopi Indianer, die Silberschmiede
Es gibt unter den Hopi bei weitem nicht so viele Silberschmiede wie unter den Navajo oder Zuni Indianer. Sie sind, wie auch die Navajo, in erster Linie Silberschmiede, vielleicht sogar noch ausgeprägter als diese.
Hopi Indianerschmuck ist Silberschmuck, Steine werden kaum verwandt. Charakteristische Merkmale des Hopi Schmucks sind die Asymmetrie in den Motiven und die
Overlay Technik: Bei dieser Technik werden zwei Silberbleche aufeinander gelötet. Vorher wurde aus dem oberen mit einer Säge ein Muster ausgesägt. Nach dem Zusammenlöten der beiden Silberbleche wird das obere poliert oder mattiert, und das untere Blech in einem Schwefelbad oxydiert, wodurch ein dekorativer Kontrast entsteht und der skulpturelle Effekt der Overlay Technik verstärkt wird.
Gewissermassen das Gegenteil von Overlay ist die Applique Technik. Hier wird nach dem Sägen das Positiv- Stück aufgelötet. In jüngster Zeit stellen auch Navajo Silberschmiede Indianerschmuck in dieser Technik her, ihre Arbeiten unterscheiden sich aber von den der Hopi in den Motiven und in der Regel auch in der Qualität , weniger präzise und nicht so detailliert.
Santo Domingo Indianer
Dieses Volk stellt seit Jahrhunderten Schmuckketten aus Türkis- und Muschelscheiben her, und auch heute geniessen diese Ketten ein grosses Ansehen. Dabei ist “Heishe” die Bezeichnung für die oft nur 1mm im Durchmesser kleinen Muschelscheiben, die Scheiben aus anderen Natursteinen z.B. Türkis, nennt man “Beads”. Um sie herzustellen, müssen rohe Steine zuerst in Scheiben und dann in kleine Quadrate zersägt, durchbohrt, aufgereiht und dann an Schleifsteinen gerundet werden. Bis zur Einführung dieser Schleifsteine wurden die Scheiben noch in einem sehr zeitraubenden Verfahren zwischen Sandsteinplatten gerollt, dies geschieht heute nur noch selten. Einige Santo Domingo Indianer stellen auch Silberschmuck her, ebenso wie Stammesangehörige der Acoma, Cochiti, San Felipe, San Juan oder Taos Indianer, um nur einige zu nennen. Während die Navajo, Hopi und Zuni Indianer jedoch als Volk für ihren jeweiligen Indianerschmuck bekannt sind, gibt es hier lediglich einzelne Silberschmiede, die einen individuellen Stil und Namen haben. Es gibt keine herausragenden eigenständigen Stile oder Techniken, sie ähneln denen der drei zuvor genannten Hauptstilrichtungen.
Indianerschmuck - Geschichte | Indianerschmuck - Stilrichtungen | Indianerschmuck - Herstellung und Materialien